
Römer 12,17-21 – Das Böse mit Gutem überwinden
Römer 12,17-21 - Das Böse mit Gutem überwinden |
17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid auf das bedacht, was in den Augen aller Menschen gut ist. 18 Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden. 19 Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes]; denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr«. 20 »Wenn nun dein Feind Hunger hat, so gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, dann gib ihm zu trinken! Wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.« 21 Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!
- Die Verse 9 bis 16 haben sich auf die Beziehungen der Christen untereinander konzentriert.
- Nun wendet sich Paulus der Reaktion von Christen auf Nichtchristen zu, insbesondere auf die, die ihnen Böses antun.
- Der Abschnitt lässt sich in drei Teile gliedern:
- In den Versen 17 bis 19 ermahnt Paulus die Gläubigen, nicht auf gleiche Weise zu reagieren, wie sie schlecht behandelt wurden. Sie sollen nicht Böses mit Bösem vergelten. Sie sollen sich nicht selbst rächen, sondern dem Zorn Gottes Raum geben.
- Vers 20 bildet den Kontrast zu den Versen 17 bis 19. Christen sollen nicht nur vermeiden, ihren Feinden Böses zu anzutun, sondern sie sollen im positiven Sinne Gutes tun, gerade auch ihren Feinden.
- Vers 21 fasst beide Themen zusammen. Wenn Christen sich zur Rache verleiten lassen, dann hat das Böse das Gute überwunden. Aber wenn sie mit guten Werken auf schlechte Behandlung reagieren, dann hat das Gute das Böse besiegt.
Vers 17
- Die Ermahnung, niemandem Böses mit Bösem zu vergelten, ist eine wiederholte Ermahnung im Neuen Testament.
- 15 Seht darauf, daß niemand Böses mit Bösem vergilt, sondern trachtet allezeit nach dem Guten, sowohl untereinander als auch gegenüber jedermann! (1Thess 5,15)
- 9 Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Schmähung mit Schmähung, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr wißt, daß ihr dazu berufen seid, Segen zu erben. (1Petr 3,9)
- 29 Dem, der dich auf die eine Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Hemd nicht. 35 Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen; so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. (Lk 6,29.35)
- Auch im Alten Testament wird eigenmächtige Rache gegen Feinde verurteilt.
- 22 Du sollst nicht sagen: »Ich will Böses vergelten!« Harre auf den HERRN, der wird dir helfen! (Spr 20,22)
- Wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen, steigt in uns ein überwältigendes Verlangen, uns zu rächen.
- In Vers 19 erinnert Paulus uns daran, dass wir Geliebte Gottes sind.
- Er hat uns erwählt und wir sind von ihm aufgenommen und geliebt.
- Das kann uns kein Feind nehmen.
- Von anderen abgelehnt zu werden, fügt uns eine tiefe Wunde zu, aber Gottes Liebe ist das beste Balsam dafür.
- Wenn wir uns selbst rächen, dann sind wir vom Bösen überwunden worden.
- Paulus geht es hier auch um unser Herz.
- Es reicht nicht, Taten der Rache zu unterlassen, während das Herz von Feindseligkeit erfüllt ist.
- Wir müssen darum ringen, dass unser Herz mit Liebe und Barmherzigkeit erfüllt ist, selbst für unsere Feinde.
- Außerdem sollen wir auf das Gute bedacht sein.
- Paulus macht hier einen explizit kulturellen Bezug, wahrscheinlich aber auch auf das Naturrecht.
- Selbst säkulare Menschen haben eine allgemeine Vorstellung von dem Guten, die wir beherzigen sollten.
Vers 18
- Christen sollten friedensliebend sein.
- Das heißt, ein Kennzeichen eines Christen ist eine einladende und freundliche Gesinnung, die sich mehr an Frieden und Harmonie erfreut als an Streit und Spaltung.
- Paulus ist sich gleichzeitig bewusst, dass dieses Ziel des Friedens mit allen Menschen nicht immer vollständig erreicht werden kann.
- Deswegen qualifiziert er seine Aussage mit den Worten: soviel an euch liegt.
- Man sollte nicht die Wahrheit des Evangeliums verleugnen oder die Hingabe an Christus, nur um mit allen Menschen im Frieden zu leben.
- Außerdem kann es auch manchmal der Fall sein, dass selbst bei allen Bemühungen zum Frieden von unserer Seite die andere Seite an ihrer Feindseligkeit festhält.
Vers 19
- Christen sollen sich nicht selbst rächen, sondern das Urteil Gott überlassen, der am jüngsten Gericht selbst urteilen wird.
- Niemand wird mit irgendetwas vor seinem Gericht durchkommen, sondern Gott wird selbst die kleinste Ungerechtigkeit rächen.
- Wir sollen unsere Feinde seinem Urteil anvertrauen.
- Wir können das Böse nur mit Gutem überwinden, wenn wir im starken Vertrauen auf Gott und in der Gewissheit leben, dass er richten wird.
- Wir können dadurch sogar unsere Verfolger segnen.
Vers 20
- Hier ruft Paulus die Gläubigen dazu auf, nicht nur von der Rache abzusehen, sondern sogar positiv Gutes zu tun.
- Wir sollen unseren Feinden Speise und Trank geben.
- Damit ist jede Art von guten Werken gemeint.
- Unser Herz muss so frei von Rache sein, dass wir uns sogar freuen, Gutes zu tun, selbst denen, die uns hassen.
- Das Sammeln feuriger Kohlen ist ein Hinweis auf das Gericht Gottes.
- Die feste Gewissheit, dass Gott uns gerechtfertigt hat und rechtfertigen wird, befreit uns, andere zu lieben und ihnen Gutes zu tun.
- Wir sollen sogar für unsere Feinde beten, dass Gott sie segnet.
Vers 21
- Das Böse im Herzen der Ungläubigen soll uns nicht überwinden.
- Wir sollen nicht böse handeln, nur weil andere böse handeln.
- Stattdessen sollen auf auf jedes Böse mit guten Werken reagieren.
Wie ist solch eine Gesinnung möglich?
- Durch das Evangelium.
- 22 »Er hat keine Sünde getan, es ist auch kein Betrug in seinem Mund gefunden worden«; 23 als er geschmäht wurde, schmähte er nicht wieder, als er litt, drohte er nicht, sondern übergab es dem, der gerecht richtet. 24 Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden. 25 Denn ihr wart wie Schafe, die in die Irre gehen; jetzt aber habt ihr euch bekehrt zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen. (1Petr 2,22-25)