
Frei von der Macht der Sünde
1 Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? 2 Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben? 3 Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? 4 Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. 5 Denn wenn wir mit ihm einsgemacht und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein; 6 wir wissen ja dieses, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so daß wir der Sünde nicht mehr dienen; 7 denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde freigesprochen. 8 Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden, 9 da wir wissen, daß Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn. 10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben, ein für allemal; was er aber lebt, das lebt er für Gott. 11 Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür, daß ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn! 12 So soll nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leib, damit ihr [der Sünde] nicht durch die Begierden [des Leibes] gehorcht; 13 gebt auch nicht eure Glieder der Sünde hin als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott hin als solche, die lebendig geworden sind aus den Toten, und eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit! 14 Denn die Sünde wird nicht herrschen über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.
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Die Juden glaubten, dass sich Gottes Verheißungen erfüllen würden, wann man treu das Gesetz hält.
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Paulus dagegen erklärt, dass das Gesetz dazu geführt hat, dass die Sünde in Israel sogar noch zunahm (Röm 5,20).
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Die Befreiung von der Sünde, nach der Israel sich gesehnt hat, kam nicht durch das Gesetz, sondern durch den letzten Adam, Jesus Christus.
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In Kapitel 6 erklärt Paulus nun, wie die Erfüllung von Gottes Verheißungen im Leben des neuen Gottesvolkes verwirklicht wird, weil die Macht der Sünde in ihrem Leben auf entscheidende Weise gebrochen wurde.
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Da sie mit Christus verbunden sind, haben sie ein neues Leben bekommen.
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Sie sind mit Christus gestorben und werden mit ihm auferweckt werden.
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Die alten Mächte der Sünde und des Todes können nicht über sie triumphieren.
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Sie sind von der Macht der Sünde freigesetzt und in das Reich der Gerechtigkeit versetzt worden.
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Auf dieser Grundlage werden sie nun dazu aufgerufen, die Sünde in ihrem Leben zu überwinden.
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Die Frage in Vers 1 entspringt den Aussagen, die Paulus in Römer 5,20-21 gemacht hat.
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Paulus geht hier auf eine Frage ein, die sich wahrscheinlich vielen Lesern stellt.
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Ihm wurde während seines Dienstes oft vorgeworfen, dass sein Evangelium die Heiligkeit Gottes und der Gläubigen kompromittiere.
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Paulus weist diese anscheinend logische Folgerung entschieden von sich.
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Diejenigen, die der Sünde gestorben sind, können nicht mehr in ihr leben.
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Die Macht der Sünde ist durch das Werk Christi im Leben eines Gläubigen gebrochen.
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Die Taufe ist ein Ausdruck für das inwendige Wirken des Heiligen Geistes in der Neugeburt.
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Es ist nicht die Taufe selbst, die diese Änderung bewirkt, sondern die Macht des Heiligen Geistes.
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25 Und ich will reines Wasser über euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von aller eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. 26 Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; 27 ja, ich will meinen Geist in euer Inneres legen und werde bewirken, daß ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechtsbestimmungen befolgt und tut. 28 Und ihr sollt in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gegeben habe, und ihr sollt mein Volk sein, und ich will euer Gott sein. (Hes 36,25-28)
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3 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen! 4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Er kann doch nicht zum zweitenmal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden? 5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen! 6 Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. (Joh 3,3-6)
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Der Heilige Geist bewirkt eine Einheit mit Christus, wie sie vorher mit Adam bestand.
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Dadurch beginnt die Auferstehungsmacht Christi in uns zu wirken.
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19 was auch die überwältigende Größe seiner Kraftwirkung an uns ist, die wir glauben, gemäß der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. 20 Die hat er wirksam werden lassen in dem Christus, als er ihn aus den Toten auferweckte und ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen [Regionen]. (Eph 1,19-20)
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Die Gläubigen sind von der Macht der Sünde freigesetzt, damit sie in einem neuen Leben wandeln (Vers 4b).
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Diese neue Realität ist durch Christus bewirkt worden.
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Diejenigen, die mit Christus verbunden sind, erleben die Auswirkungen seines Todes und seiner Auferstehung in ihrem gegenwärtigen Leben.
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Vers 6 bekräftigt diese Aussage noch einmal: Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt worden, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so daß wir der Sünde nicht mehr dienen.
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Allerdings geht Paulus von einer Sicht des schon-jetzt aber noch-nicht aus. Die Auferstehungsmacht Christi wirkt schon in uns, aber unser alter Mensch ist noch nicht vollkommen außer Wirksamkeit gesetzt.
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Das heißt, Römer 6 lehrt, dass wir zwar frei sind von der Herrschaft der Sünde, aber nicht frei von ihrer Gegenwart.
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Vers 8 wechselt der Fokus nun darauf, dass wir mit Christus leben sollen.
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Wir sind gerettet und neu gemacht worden, damit wir nun für Gott leben (Vers 10).
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Die vier Verben im Imperativ in den Versen 11 bis 13 beruhen auf den Aussagen im Indikativ in den Versen zuvor.
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Die Gläubigen sollen erkennen, was in Christus schon objektive Realität in ihrem Leben ist (Vers 11).
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Auf dieser Grundlage sollen wir die Sünde nicht über unser herrschen lassen (basileueto) (Vers 12a).
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Wir sollen ihr und ihren Begierden (epithymiais) nicht gehorchen, sondern ihnen bewusst widerstehen (Vers 12b).
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Wir sollen uns Gott hingeben (Vers 13b).
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Unser Leben soll ein Werkzeug (hopla) in Gottes Händen sein (Vers 13b).
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Paulus schließt diesen Abschnitt wieder mit einem Indikativ ab.
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Die Sünde wird nicht über uns herrschen (Vers 14a).
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Der Grund dafür ist, weil wir jetzt unter der Herrschaft und dem Einflussbereich der Gnade stehen (Vers 14b).
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Das heißt, ja, unsere Verantwortung, Gott zu gehorchen, ist eine ernste Aufgabe, aber selbst dieser Gehorsam ist eine Gabe der Gnade Gottes und entfließt seinen Verheißungen.