Ein reifer Christ hat einen versöhnlichen Geist
3. März 2019

Ein reifer Christ hat einen versöhnlichen Geist

Prediger:
Passage: Apostelgeschichte 21,18-26
Dienstart:

Apostelgeschichte 21:18-26 - Ein reifer Christ hat einen versöhnlichen Geist

18 Am folgenden Tag aber ging Paulus mit uns zu Jakobus, und alle Ältesten fanden sich ein. 19 Und nachdem er sie begrüßt hatte, erzählte er alles bis ins einzelne, was Gott unter den Heiden durch seinen Dienst getan hatte. 20 Sie aber priesen den Herrn, als sie dies hörten; und sie sprachen zu ihm: Bruder, du siehst, welch große Zahl von Juden gläubig geworden ist, und alle sind Eiferer für das Gesetz. 21 Es ist ihnen aber über dich berichtet worden, du würdest alle Juden, die unter den Heiden sind, den Abfall von Mose lehren und sagen, sie sollten ihre Kinder nicht beschneiden und nicht nach den Gebräuchen wandeln. 22 Was ist nun zu tun? Auf jeden Fall muß die Menge zusammenkommen; denn sie werden hören, daß du gekommen bist. 23 So tue nun das, was wir dir sagen: Wir haben vier Männer, die ein Gelübde auf sich haben; 24 diese nimm zu dir, laß dich reinigen mit ihnen und trage die Kosten für sie, daß sie das Haupt scheren lassen; so können alle erkennen, daß nichts ist an dem, was über dich berichtet worden ist, sondern daß auch du ordentlich wandelst und das Gesetz hältst. 25 Was aber die gläubig gewordenen Heiden betrifft, so haben wir ja geschrieben und angeordnet, daß sie von alledem nichts zu befolgen haben, sondern sich nur hüten sollen vor dem Götzenopfer und dem Blut und vor Ersticktem und Unzucht. 26 Da nahm Paulus die Männer zu sich und ging am folgenden Tag, nachdem er sich hatte reinigen lassen, mit ihnen in den Tempel und kündigte die Erfüllung der Tage der Reinigung an, bis für jeden von ihnen das Opfer dargebracht werden sollte.
  • Der Abschnitt, in dem Paulus nach Jerusalem kommt und dort im Anschluss verhaftet und fünfmal verhört wird, wird von Lukas mit dem größtmöglichen Detail dargestellt.
  • Zum einen stellt er gegenüber die Verstockung der Juden gegen das Evangelium und die relative Offenheit der Römer.
  • Zum anderen unterstreicht er, dass das Christentum gegen kein Gesetz verstößt und daher im Rahmen der Religionsfreiheit legitim ist.
    • Das war in der Kirchengeschichte immer wieder ein Anliegen verschiedener, christlicher Führer.
  • Zunächst wird aber die Begegnung von Paulus und den Ältesten der Gemeinde in Jerusalem berichtet.
  • Darin kommt der versöhnliche Geist von Paulus und Jakobus zum Vorschein, trotz ihrer theologischen Klarheit an anderer Stelle.
  • Paulus hatte ja insbesondere im Galaterbrief argumentiert, dass die Rechtfertigung allein durch den Glauben an Jesus kommt, und dass, wer etwas anderes predigt und irgendetwas dem Glauben an Jesus hinzufügen will, ein anderes Evangelium predigt.
    • 6 Mich wundert, daß ihr euch so schnell abwenden laßt von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat, zu einem anderen Evangelium, 7 während es doch kein anderes gibt; nur sind etliche da, die euch verwirren und das Evangelium von Christus verdrehen wollen. 8 Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! (Gal 1,6-8)
  • Jakobus hatte eine besonderen Dienst unter den Juden, die zum Glauben an Jesus gekommen waren.
    • 9 Und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben ist, reichten Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen gelten, mir und Barnabas die Hand der Gemeinschaft, damit wir unter den Heiden, sie aber unter der Beschneidung wirkten. (Gal 2,9)
  • Dennoch freuten er und die Ältesten sich über Gottes Wirken unter den Heiden, wie es von Paulus berichtet wurde (Verse 19 und 20).
  • Sie akzeptierten auch die Geldspende, die Paulus von den heidnisch-christlichen Gemeinden überbrachte.
    • 17 Ich bin aber nach vielen Jahren gekommen, um Almosen für mein Volk und Opfer zu bringen. (Apg 24,17)
  • Jakobus bittet Paulus nun, den Judenchristen in Jerusalem zu beweisen, dass er die jüdische Kultur und Rituale immer noch wertschätzt (Verse 20 und 21).
  • Hier ging es nicht darum, was Paulus den Heiden lehrte, sondern ob die Juden, nachdem sie zum Glauben an Jesus gekommen waren, immer noch ihre jüdische Kultur aufrechterhalten sollten.
  • Das war nicht eine Frage des Evangeliums, sondern eine Frage der Rücksicht auf unterschiedliche kulturelle und religiöse Befindlichkeiten.
  • Paulus war dieses Thema sehr wichtig und er geht insbesondere in Römer 14 und 15 in 1. Korinther 8 darauf ein.
    • 1 Nehmt den Schwachen im Glauben an, ohne über Gewissensfragen zu streiten. 2 Einer glaubt, alles essen zu dürfen; wer aber schwach ist, der ißt Gemüse. 3 Wer ißt, verachte den nicht, der nicht ißt; und wer nicht ißt, richte den nicht, der ißt; denn Gott hat ihn angenommen. 4 Wer bist du, daß du den Hausknecht eines anderen richtest ? Er steht oder fällt seinem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden; denn Gott vermag ihn aufrecht zu halten. 5 Dieser hält einen Tag höher als den anderen, jener hält alle Tage gleich; jeder sei seiner Meinung gewiß! (Röm 14,1-5)
    • 1 Wir aber, die Starken, haben die Pflicht, die Gebrechen der Schwachen zu tragen und nicht Gefallen an uns selbst zu haben. 2 Denn jeder von uns soll seinem Nächsten gefallen zum Guten, zur Erbauung. 3 Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen, sondern wie geschrieben steht: "Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen". 4 Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, wurde zu unserer Belehrung zuvor geschrieben, damit wir durch das Ausharren und den Trost der Schriften Hoffnung fassen. 5 Der Gott des Ausharrens und des Trostes aber gebe euch, untereinander eines Sinnes zu sein, Christus Jesus gemäß, 6 damit ihr einmütig, mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus lobt. 7 Darum nehmt einander an, gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! (Röm 15,1-7)
    • 1 Was aber die Götzenopfer angeht, so wissen wir: Wir alle haben Erkenntnis. Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut. 2 Wenn aber jemand meint, etwas zu wissen, der hat noch nichts so erkannt, wie man erkennen soll. 3 Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt. 4 Was nun das Essen der Götzenopfer betrifft, so wissen wir, daß ein Götze in der Welt nichts ist, und daß es keinen anderen Gott gibt außer dem Einen. 5 Denn wenn es auch solche gibt, die Götter genannt werden, sei es im Himmel oder auf Erden - wie es ja wirklich viele "Götter" und viele "Herren " gibt -, 6 so gibt es für uns doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir für ihn; und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir durch ihn. 7 Aber nicht alle haben die Erkenntnis, sondern etliche machen sich ein Gewissen wegen des Götzen und essen das Fleisch noch immer als Götzenopferfleisch, und so wird ihr Gewissen befleckt, weil es schwach ist. 8 Nun bringt uns aber eine Speise nicht näher zu Gott; denn wir sind nicht besser, wenn wir essen, und sind nicht geringer, wenn wir nicht essen. 9 Habt aber acht, daß diese eure Freiheit den Schwachen nicht zum Anstoß wird! 10 Denn wenn jemand dich, der du die Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tisch sitzen sieht, wird nicht sein Gewissen, weil es schwach ist, dazu ermutigt werden, Götzenopferfleisch zu essen? 11 Und so wird wegen deiner Erkenntnis der schwache Bruder verderben, um dessen willen Christus gestorben ist. 12 Wenn ihr aber auf solche Weise an den Brüdern sündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, so sündigt ihr gegen Christus. 13 Darum, wenn eine Speise meinem Bruder ein Anstoß zur Sünde wird, so will ich lieber in Ewigkeit kein Fleisch essen, damit ich meinem Bruder keinen Anstoß zur Sünde gebe. (1Kor 8,1-13)
  • Was das Evangelium betrifft, so gibt Jakobus zu erkennen, dass er die gleiche Überzeugung hat wie Paulus (Verse 25).
  • Es ging hier also nicht um Fragen des Evangeliums, bei dem sich Paulus von nichts beirren ließ.
    • 4 Was aber die eingeschlichenen falschen Brüder betrifft, die sich hereingedrängt hatten, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns unterjochen könnten - 5 denen gaben wir auch nicht eine Stunde nach, daß wir uns ihnen unterworfen hätten, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch bestehen bliebe. (Gal 2,4-5)
  • Sondern hier ging es um Fragen über zweit- bzw. drittrangige Lehren bzw. einfach um Respekt vor unterschiedlichen Kulturen und Bräuchen.
Anwendung
  • Ein reifer Christ erkennt, dass nicht jedes Thema ein Evangeliumsthema ist.
  • Ein reifer Christ verbindet eine Leidenschaft für Wahrheit mit Geduld und einem versöhnlichen Geist.
  • Ein reifer Christ freut sich über Gottes Wirken, auch wenn es nicht durch den eigenen Dienst geschieht.
  • Ein reifer Christ strebt nach Einheit und nimmt notwendige Trennung nur schmerzhaft in Kauf.