
Der Ruf zu wahrem Glauben
Apostelgeschichte 25:23-26:32 - Der Ruf zu wahrem Glauben |
23 Am folgenden Tag nun kamen Agrippa und Bernice mit großem Prunk und gingen mit den Obersten und den angesehensten Männern der Stadt in den Gerichtssaal, und dann wurde Paulus auf Befehl des Festus gebracht. 24 Und Festus sprach: König Agrippa und ihr Männer, die ihr mit uns anwesend seid! Da seht ihr den, um dessentwillen mich die ganze Menge der Juden anging in Jerusalem und hier, indem sie laut schrieen, er dürfe nicht länger leben. 25 Weil ich aber feststellte, daß er nichts getan hat, was den Tod verdient, und er selbst sich auch auf den Kaiser berufen hat, so habe ich beschlossen, ihn abzusenden. 26 Ich weiß jedoch dem Herrn nichts Gewisses über ihn zu schreiben. Darum habe ich ihn euch vorgeführt, und besonders dir, König Agrippa, damit ich nach erfolgter Untersuchung etwas zu schreiben weiß. 27 Denn es scheint mir unvernünftig, einen Gefangenen abzusenden, ohne die gegen ihn erhobenen Klagen anzugeben. 26:1 Agrippa aber sprach zu Paulus: Es ist dir erlaubt, für dich zu reden! Da streckte Paulus die Hand aus und verteidigte sich so: 2 Ich schätze mich glücklich, König Agrippa, mich heute vor dir verantworten zu dürfen wegen aller Anklagen, die die Juden gegen mich erheben, 3 da du ja alle Gebräuche und Streitfragen der Juden genau kennst. Darum bitte ich dich, mich geduldig anzuhören. 4 Mein Lebenswandel von Jugend auf, den ich von Anfang an unter meinem Volk in Jerusalem führte, ist allen Juden bekannt; 5 da sie mich von früher her kennen (wenn sie es bezeugen wollen), daß ich nach der strengsten Richtung unserer Religion gelebt habe, als ein Pharisäer. 6 Und jetzt stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die Verheißung, die von Gott an die Väter ergangen ist, 7 zu welcher unsere zwölf Stämme durch Tag und Nacht anhaltenden Gottesdienst zu gelangen hoffen. Wegen dieser Hoffnung werde ich, König Agrippa, von den Juden angeklagt! 8 Warum wird es bei euch für unglaublich gehalten, daß Gott Tote auferweckt? 9 Ich habe zwar auch gemeint, ich müßte gegen den Namen Jesu, des Nazareners viel Feindseliges verüben, 10 was ich auch in Jerusalem tat; und viele der Heiligen ließ ich ins Gefängnis schließen, wozu ich von den obersten Priestern die Vollmacht empfangen hatte, und wenn sie getötet werden sollten, gab ich die Stimme dazu. 11 Und in allen Synagogen wollte ich sie oft durch Strafen zur Lästerung zwingen, und über die Maßen wütend gegen sie, verfolgte ich sie sogar bis in die auswärtigen Städte. 12 Als ich dabei mit Vollmacht und Erlaubnis von den obersten Priestern auch nach Damaskus reiste, 13 da sah ich mitten am Tag auf dem Weg, o König, vom Himmel her ein Licht, heller als der Glanz der Sonne, das mich und meine Reisegefährten umleuchtete. 14 Als wir aber alle zur Erde fielen, hörte ich eine Stimme zu mir reden und in hebräischer Sprache sagen: Saul! Saul! Warum verfolgst du mich? Es wird dir schwer werden, gegen den Stachel auszuschlagen! 15 Ich aber sprach: Wer bist du, Herr? Er aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst! 16 Aber steh auf und stelle dich auf deine Füße! Denn dazu bin ich dir erschienen, um dich zum Diener und Zeugen zu bestimmen für das, was du gesehen hast und für das, worin ich mich dir noch offenbaren werde; 17 und ich will dich erretten von dem Volk und den Heiden, unter die ich dich jetzt sende, 18 um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Herrschaft des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbteil unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind! 19 Daher, König Agrippa, bin ich der himmlischen Erscheinung nicht ungehorsam gewesen, 20 sondern ich verkündigte zuerst denen in Damaskus und in Jerusalem und dann im ganzen Gebiet von Judäa und auch den Heiden, sie sollten Buße tun und sich zu Gott bekehren, indem sie Werke tun, die der Buße würdig sind. 21 Deswegen ergriffen mich die Juden im Tempel und suchten mich umzubringen. 22 Aber da mir Hilfe von Gott zuteil wurde, so stehe ich fest bis zu diesem Tag und lege Zeugnis ab vor Kleinen und Großen und lehre nichts anderes, als was die Propheten und Mose gesagt haben, daß es geschehen werde: 23 nämlich, daß der Christus leiden müsse und daß er als der Erstling aus der Auferstehung der Toten Licht verkündigen werde dem Volk und auch den Heiden. 24 Als er aber dies zu seiner Verteidigung vorbrachte, sprach Festus mit lauter Stimme: Paulus, du bist von Sinnen! Das viele Studieren bringt dich um den Verstand! 25 Er aber sprach: Hochedler Festus, ich bin nicht von Sinnen, sondern ich rede wahre und wohlüberlegte Worte! 26 Denn der König versteht dies sehr wohl! An ihn richte ich meine freimütige Rede. Denn ich bin überzeugt, daß ihm nichts davon unbekannt ist; denn dies ist nicht im Verborgenen geschehen! 27 Glaubst du den Propheten, König Agrippa? Ich weiß, daß du glaubst! 28 Da sagte Agrippa zu Paulus: Es fehlt nicht viel, und du überredest mich, daß ich ein Christ werde! 29 Paulus aber sprach: Ich wünschte mir von Gott, daß über kurz oder lang nicht allein du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche würden, wie ich bin, ausgenommen diese Fesseln! 30 Und als er dies gesagt hatte, stand der König auf, ebenso der Statthalter und Bernice und die bei ihnen saßen. 31 Und sie zogen sich zurück und redeten miteinander und sprachen: Dieser Mensch tut nichts, was den Tod oder die Gefangenschaft verdient! 32 Agrippa aber sprach zu Festus: Man könnte diesen Menschen freilassen, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte!
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Paulus muss sich nun ein weiteres für seinen Glauben verantworten, dieses Mal vor König Agrippa.
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König Agrippa gehört zur Familie Herodes, die sich im Neuen Testament immer wieder gegen das Evangelium gestellt haben (bei Jesu Geburt, die Tötung Johannes des Täufers, bei der Kreuzigung Jesu, die Tötung des Apostels Jakobus).
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Aber es ist erstaunlich, wie Paulus immer wieder die Gelegenheit erhält, seinen Glauben darzulegen und das Evangelium zu erklären.
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Hier könnte nun der Gegensatz nicht größer sein: der kleine, unscheinbare Paulus vor König Agrippa mit großem Prunk, seiner Frau Bernice sowie den Obersten und angesehensten Männern der Stadt (Vers 23).
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Wir wollen uns drei Elemente der Evangeliumsverkündigung von Paulus ansehen:
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seine Beschreibung seines religiösen Lebens vor seiner Bekehrung
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die Beschreibung seiner Bekehrung selbst
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der persönliche Glaubensaufruf von Paulus an den König
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Das religiöse Leben von Paulus vor seiner Bekehrung (Verse 4-11)
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Paulus war für seine Religiösität bekannt (Vers 4).
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Er lebte sogar nach der strengsten religiösen Richtung im damaligen Judentum, als ein Pharisäer (Vers 5).
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Er hoffte auf den kommenden Messias, hatte wohl aber falsche Vorstellungen davon, wer oder wie dieser Messias sein würde (Verse 6-8).
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Er hatte sogar praktischen Eifer in seinem Glauben, indem er die Christen verfolgte und dazu bringen wollte, von ihrem Glauben an Jesus abzuschwören. Falls sie getötet werden sollten, willigte er ein (Verse 9-11).
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Das heißt, auf der einen Seite war Paulus sehr religiös, auf der anderen Seite verpasste er aber den Messias komplett.
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Die Religion von Paulus hatte zwei Mängel, die von Jesus gegenüber den Pharisäern immer wieder kritisiert wurde.
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Es war ein äußerliche Religion, die den wahren Zustand des Herzens vernachlässigte.
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14 Laßt sie; sie sind blinde Blindenleiter! Wenn aber ein Blinder den anderen leitet, werden beide in die Grube fallen. 15 Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Erkläre uns dieses Gleichnis! 16 Jesus aber sprach: Seid denn auch ihr noch unverständig? 17 Begreift ihr noch nicht, daß alles, was zum Mund hineinkommt, in den Bauch kommt und in den Abort geworfen wird? 18 Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen. 19 Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen. 20 Das ist's, was den Menschen verunreinigt! Aber mit ungewaschenen Händen essen, das verunreinigt den Menschen nicht. (Mt 15:14-20)
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Es war eine Religion, die Gnade mit Verdiensten vermischte.
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Statt vollkommen auf Gott und seine Erlösung zu vertrauen, vertraute man zum Teil auf die eigene Gerechtigkeit.
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2 Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, daß sie Eifer für Gott haben, aber nicht nach der rechten Erkenntnis. 3 Denn weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkennen und ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten trachten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. 4 Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt. (Röm 10:2-4)
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Das Ergebnis war, dass er den wahren Gott auf rettende Weise gar nicht kannte.
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19 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennt weder mich noch meinen Vater. Wenn ihr mich kennen würdet, so würdet ihr auch meinen Vater kennen. 20 Diese Worte redete Jesus bei dem Opferkasten, als er im Tempel lehrte; und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. (Joh 8:19-20)
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Wie beschreibt Paulus seine Bekehrung (Verse 12-23)
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Er sah auf dem Weg nach Damaskus die Herrlichkeit von Jesus (Verse 12-18).
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Sein selbstgerechter, äußerlicher Glaube wurde verwandelt in einen demütigen, persönlichen Glauben an Jesus.
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Das Bild, das Jesus in diesem Zusammenhang gebraucht, ist: von der Finsternis zum Licht kommen (Vers 18).
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Man kann demnach äußerlich sehr religiös sein, und dennoch in einer geistlichen Finsternis stecken, weil man kein lebendige Beziehung zu Gott und keine wahre Erkenntnis der Herrlichkeit Jesu hat.
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Paulus wurde Jesus unmittelbar gehorsam (Vers 19) und begann, von ihm ausgesandt, überall das Evangelium zu verkünden (Verse 20-23).
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Ein Kennzeichen einer wahren Bekehrung ist umfassender Gehorsam gegenüber Jesus.
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3 Und daran erkennen wir, daß wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten. 4 Wer sagt: "Ich habe ihn erkannt", und hält doch seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in einem solchen ist die Wahrheit nicht; 5 wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollkommen geworden. Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind. (1Joh 2:3-5)
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Der persönliche Glaubensaufruf an König (Verse 24-32)
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Paulus macht zum Ende seines Zeugnisses etwas Ungeheuerliches: Er redet den König direkt an (Verse 24-27).
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Er appelliert an das Wissen des Königs sowohl um die Prophezeiungen über den Messias als auch um die Dinge, die in Bezug auf Jesus geschehen sind.
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Auf der einen Seite reagiert der König ausweichend, auf der anderen Seite gibt er preis, dass er tatsächlich über diese Dinge nachgedacht hat (Vers 28).
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Aber er ist eine weitere tragische Figur im Neuen Testament, die auf den Ruf zum Glauben nicht reagiert.