
Der Beginn eines großen Volkes
1. Mose 29,1-30,43 - Der Beginn eines großen Volkes |
1 Da machte sich Jakob wieder auf den Weg und ging ins Land der Söhne des Ostens. 2 Und er sah sich um und siehe, da war ein Brunnen auf dem Feld, und siehe, drei Herden Schafe lagen dabei; denn von dem Brunnen mußten die Herden trinken. Und ein großer Stein lag über der Öffnung des Brunnens. 3 Und sie pflegten alle Herden dort zu versammeln und den Stein von der Öffnung des Brunnens wegzuwälzen und die Schafe zu tränken, und dann brachten sie den Stein wieder an seinen Ort, über die Öffnung des Brunnens. 4 Und Jakob sprach zu ihnen: Meine Brüder, woher seid ihr? Sie antworteten: Wir sind von Haran. 5 Er sprach zu ihnen: Kennt ihr auch Laban, den Sohn Nahors? Sie antworteten: Wir kennen ihn wohl! 6 Er sprach zu ihnen: Geht es ihm gut? Sie antworteten: Es geht ihm gut; und siehe, da kommt seine Tochter Rahel mit den Schafen! 7 Er sprach: Siehe, es ist noch heller Tag und noch nicht Zeit, das Vieh einzutreiben; tränkt die Schafe und geht hin, weidet sie! 8 Sie antworteten: Wir können es nicht, ehe alle Herden zusammengebracht sind und sie den Stein von der Öffnung des Brunnens wälzen; dann können wir die Schafe tränken. 9 Als er noch mit ihnen redete, kam Rahel mit den Schafen ihres Vaters; denn sie war eine Hirtin. 10 Und es geschah, als Jakob Rahel sah, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, da trat er hinzu und wälzte den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter. 11 Und Jakob küßte Rahel und erhob seine Stimme und weinte. 12 Da sagte Jakob der Rahel, daß er der Bruder ihres Vaters und der Sohn der Rebekka sei. Da lief sie und sagte es ihrem Vater. 13 Und es geschah, als Laban die Nachricht von Jakob, dem Sohn seiner Schwester, hörte, da lief er ihm entgegen, umarmte und küßte ihn und führte ihn in sein Haus. Da erzählte er Laban diese ganze Geschichte. 14 Da sprach Laban zu ihm: Fürwahr, du bist mein Gebein und mein Fleisch! Und er blieb bei ihm einen Monat lang. 15 Danach sprach Laban zu Jakob: Solltest du mir darum umsonst dienen, weil du mein Neffe bist? Sage mir, was soll dein Lohn sein? 16 Laban aber hatte zwei Töchter; die ältere hieß Lea und die jüngere Rahel. 17 Und Lea hatte matte Augen, Rahel aber hatte eine schöne Gestalt und ein schönes Angesicht. 18 Und Jakob liebte Rahel, und so sprach er: Ich will dir sieben Jahre lang dienen um Rahel, deine jüngere Tochter! 19 Da antwortete Laban: Es ist besser, ich gebe sie dir, als einem anderen Mann; bleibe bei mir! 20 So diente Jakob um Rahel sieben Jahre lang, und sie kamen ihm vor wie einzelne Tage, so lieb hatte er sie. 21 Und Jakob sprach zu Laban: Gib mir meine Frau, daß ich zu ihr eingehe, denn meine Zeit ist erfüllt! 22 Da lud Laban alle Leute des Ortes ein und machte ein Mahl. 23 Und es geschah am Abend, da nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm hinein; und er ging zu ihr ein. 24 Und Laban gab seine Magd Silpa seiner Tochter Lea zur Magd. 25 Und es geschah am Morgen, siehe, da war es Lea! Und er sprach zu Laban: Warum hast du mir das getan? Habe ich dir nicht um Rahel gedient? Warum hast du mich denn betrogen? 26 Laban antwortete: Es ist nicht Sitte in unserem Ort, daß man die Jüngere vor der Älteren weggibt. 27 Vollende die [Hochzeits-]Woche mit dieser, so wollen wir dir jene auch geben, für den Dienst, den du mir noch weitere sieben Jahre lang leisten sollst! 28 Und Jakob machte es so und vollendete die [Hochzeits-]Woche mit dieser. Da gab er ihm Rahel, seine Tochter, zur Frau. 29 Und Laban gab seiner Tochter Rahel seine Magd Bilha zur Magd. 30 So ging er auch zu Rahel ein; und er hatte Rahel lieber als Lea. Und er diente ihm noch weitere sieben Jahre lang. 31 Als aber der HERR sah, daß Lea verschmäht war, da öffnete er ihren Mutterschoß; Rahel aber war unfruchtbar. 32 Und Lea wurde schwanger und gebar einen Sohn, dem gab sie den Namen Ruben. Denn sie sprach: Weil der HERR mein Elend angesehen hat, so wird mich nun mein Mann liebgewinnen! 29 Und sie wurde wieder schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Weil der HERR gehört hat, daß ich verschmäht bin, so hat er mir auch diesen gegeben! Und sie gab ihm den Namen Simeon. 34 Und sie wurde wieder schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Nun wird mein Mann mir anhänglich sein, denn ich habe ihm drei Söhne geboren! Darum gab man ihm den Namen Levi. 35 Und sie wurde noch einmal schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Nun will ich den HERRN preisen! Darum gab sie ihm den Namen Juda; und sie hörte auf mit Gebären. 30,1 Als aber Rahel sah, daß sie dem Jakob keine Kinder gebar, wurde sie eifersüchtig auf ihre Schwester und sprach zu Jakob: Schaffe mir Kinder! Wenn nicht, so sterbe ich! 2 Jakob aber wurde sehr zornig auf Rahel und sprach: Bin ich denn an Gottes Stelle, der dir Leibesfrucht versagt? 3 Sie aber sprach: Siehe, da ist meine Magd Bilha, gehe zu ihr ein, daß sie in meinen Schoß gebäre, und ich doch durch sie Nachkommen erhalte! 4 Und sie gab ihm ihre Magd Bilha zur Frau, und Jakob ging zu ihr ein. 5 Bilha aber wurde schwanger und gebar dem Jakob einen Sohn. 6 Da sprach Rahel: Gott hat mir Recht verschafft und meine Stimme erhört und mir einen Sohn gegeben! Darum gab sie ihm den Namen Dan. 7 Und Bilha, die Magd Rahels, wurde nochmals schwanger und gebar dem Jakob einen zweiten Sohn. 8 Da sprach Rahel: Kämpfe Gottes habe ich mit meiner Schwester gekämpft und habe auch gewonnen! Darum gab sie ihm den Namen Naphtali. 9 Als nun Lea sah, daß sie aufgehört hatte zu gebären, nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie Jakob zur Frau. 10 Und Silpa, Leas Magd, gebar dem Jakob einen Sohn. 11 Da sprach Lea: Ich habe Glück! Und sie gab ihm den Namen Gad. 12 Danach gebar Silpa, Leas Magd, dem Jakob einen zweiten Sohn. 13 Da sprach Lea: Wohl mir! Die Töchter werden mich glücklich preisen! Und sie gab ihm den Namen Asser. 14 Ruben aber ging aus zur Zeit der Weizenernte und fand Alraunenfrüchte auf dem Feld und brachte sie heim zu seiner Mutter Lea. Da sprach Rahel zu Lea: Gib mir einen Teil der Alraunenfrüchte deines Sohnes! 15 Sie antwortete ihr: Ist das nicht genug, daß du mir meinen Mann genommen hast? Und willst du auch die Alraunenfrüchte meines Sohnes nehmen? Rahel sprach: Er soll dafür diese Nacht bei dir schlafen zum Entgelt für die Alraunenfrüchte deines Sohnes! 16 Als nun Jakob am Abend vom Feld kam, ging ihm Lea entgegen und sprach: Du sollst zu mir kommen, denn ich habe dich erkauft um die Alraunenfrüchte meines Sohnes! Und er schlief in jener Nacht bei ihr. 17 Und Gott erhörte Lea, und sie wurde schwanger und gebar dem Jakob den fünften Sohn. 18 Da sprach Lea: Gott hat es mir gelohnt, daß ich meinem Mann meine Magd gegeben habe! Und sie gab ihm den Namen Issaschar. 19 Und Lea wurde noch einmal schwanger und gebar dem Jakob den sechsten Sohn. 20 Und Lea sprach: Gott hat mich mit einer guten Gabe beschenkt! Nun wird mein Mann wieder bei mir wohnen, denn ich habe ihm sechs Söhne geboren! Und sie gab ihm den Namen Sebulon. 21 Danach gebar sie eine Tochter, der sie den Namen Dina gab. 22 Aber Gott gedachte an Rahel, und Gott erhörte sie und öffnete ihren Mutterschoß. 23 Und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Gott hat meine Schmach von mir genommen! 24 Und sie gab ihm den Namen Joseph und sprach: Der HERR wolle mir noch einen Sohn dazu geben! 30 Und es geschah, als Rahel den Joseph geboren hatte, da sprach Jakob zu Laban: Entlasse mich, daß ich an meinen Ort und in mein Land ziehe! 26 Gib mir meine Frauen und Kinder, um die ich dir gedient habe, daß ich gehen kann! Denn du weißt, welche Dienste ich dir geleistet habe. 27 Laban antwortete: Ach, daß ich doch in deinen Augen Gnade fände! Ich habe ja erfahren, daß der HERR mich um deinetwillen gesegnet hat! 28 Und er sprach: Bestimme mir deinen Lohn, so will ich ihn dir geben! 29 Jakob sprach: Du weißt, wie ich dir gedient habe, und was aus deinem Vieh unter meiner Pflege geworden ist. 30 Denn es war wenig, was du vor meiner Ankunft hattest; nun aber hat es sich gewaltig vermehrt, und der HERR hat dich gesegnet, seit ich hergekommen bin; und nun, wann soll ich auch für mein Haus sorgen? 31 Er sprach: Was soll ich dir denn geben? Jakob sprach: Du brauchst mir gar nichts zu geben! Wenn du mir nur das tun willst, so will ich deine Herden wieder weiden und hüten: 32 Ich will heute durch alle deine Herden gehen, und du sollst daraus alle gesprenkelten und gefleckten Schafe absondern, auch alle schwarzen unter den Schafen und alle gefleckten und gesprenkelten Ziegen; und das soll mein Lohn sein. 33 So wird dann meine Gerechtigkeit für mich sprechen am künftigen Tag vor deinen Augen, wenn du wegen meines Lohnes kommst; alles, was bei mir weder gesprenkelt noch gefleckt ist unter den Ziegen und was nicht schwarz ist unter den Schafen, das soll als gestohlen gelten! 34 Da sprach Laban: Gut; es sei so, wie du gesagt hast! 35 Und er sonderte noch am gleichen Tag die gestreiften und gefleckten Böcke aus und alle gesprenkelten und gefleckten Ziegen, alles, woran etwas Weißes war, und alles, was schwarz war unter den Schafen, und er gab sie unter die Hand seiner Söhne. 36 Und er machte einen Abstand von drei Tagereisen zwischen sich und Jakob; Jakob aber weidete die übrige Herde Labans. 37 Da nahm Jakob frische Ruten von Pappeln, Mandel- und Platanenbäumen und schälte weiße Streifen daran, indem er das Weiße an den Ruten bloßlegte. 38 Und er legte die Ruten, die er abgeschält hatte, in die Tränkrinnen, in die Wassertränken, wohin die Herde zum Trinken kam, gerade vor die Tiere hin. Sie waren aber brünstig, als sie zur Tränke kamen. 39 So empfingen die Herden angesichts der Ruten, und sie warfen Gestreifte, Gesprenkelte und Gefleckte. 40 Die Lämmer aber sonderte Jakob ab und richtete die Tiere gegen die Gefleckten und Schwarzen in der Herde Labans aus; und er machte sich besondere Herden und tat sie nicht zu Labans Tieren. 41 Und es geschah, jedesmal, wenn die Zeit kam, wo die kräftigen Tiere brünstig wurden, legte Jakob die Ruten in die Tränkrinnen vor die Augen der Tiere, damit sie über den Ruten empfingen; 42 wenn aber die Schwachen brünstig wurden, legte er sie nicht hinein. So erhielt Laban die Schwachen und Jakob die Starken. 43 Und der Mann wurde außerordentlich reich und bekam viele Herden, Mägde und Knechte, Kamele und Esel.
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Diese zwei Kapitel berichten über die zwanzig Jahre, die Jakob in Haran verbrachte.
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Es gibt drei grundsätzliche Erzählstränge:
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Laban übervorteilt Jakob. Er trickst ihn aus, sodass er Lea heiratet. Der, der seinen Vater ausgetrickst hat, wird nun von seinem Onkel ausgetrickst.
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Es entsteht eine Rivalität zwischen den zwei Ehefrauen Jakobs. Jakob ist endlich dem Wettstreit mit seinem Bruder Esau entkommen, erlebt jetzt aber einen Wettstreit innerhalb seiner eigenen Familie.
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Egal, welche Umstände Jakob erlebt, er floriert, weil der Herr mit ihm ist und ihn segnet.
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Dieser Segen kommt nicht nur in der Form, dass Gott ihm Kinder schenkt, sondern auch in der Klugheit, die Jakob besitzt, in der Art und Weise, wie er Schafe züchtet.
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In gewisser Hinsicht werden zentrale Erzählstrukturen aus dem Bericht über das Leben und die Familie Abrahams fortgesetzt.
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Ein weiteres Thema taucht wieder auf, dass Gott nämlich sogar die Sünde gebraucht, um seine Verheißungen zu erfüllen.
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Jakob hat durch seine zwei Ehefrauen noch mehr Söhne als sonst.
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Jakob war in Paddam-Aram mit nur wenig Besitz angekommen und hatte keine Möglichkeit, einen Brautpreis zu bezahlen.
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Sein Onkel war betrügerisch und materialistisch. Er versuchte, Jakob bei jeder Gelegenheit auszunutzen.
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Laban benutzte sogar seine Töchter, um die meiste Arbeit aus Jakob herauszubekommen.
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Dann, als er keine Macht mehr über Jakob hatte, versuchte er ihn beim Lohn zu betrügen.
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Jakobs Leben war geprägt von Streit und Zwietracht in seinem eigenen Haushalt.
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Die Frauen von Jakob waren von Herzschmerz geprägt. Egal wie fruchtbar sie waren, ihr Herz scheint nie ganz zufrieden gewesen zu sein.
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Aber trotz dieser Schwierigkeiten blieb Gott treu und segnete den Enkel Abrahams.
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Seine Familie wuchs auf zwölf Kinder heran, später sogar dreizehn (Benjamin).
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Jakob erlangte Wohlstand, um seine Familie zu ernähren.
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Aber all dies war Gottes Werk.
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Doch Gottes Segen hörte hier nicht auf. Die elf Söhne Jakobs waren das erste Anzeichen einer großen Nation, die Abraham verhießen war.
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Die Stämme Israels erhielten hier ihren Namen und die Verheißung des Messias war darin eingeschlossen.