Das wahre Wesen der Gnade
5. Januar 2020

Das wahre Wesen der Gnade

Prediger:
Serie:
Passage: Markus 2,13-3,6
Dienstart:

Markus 2,13-3,6 - Das wahre Wesen der Gnade

13 Da ging er wieder an den See hinaus, und die ganze Menge kam zu ihm, und er lehrte sie. 14 Und als er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, an der Zollstätte sitzen. Und er sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm. 15 Und es geschah, als er in dessen Haus zu Tisch saß, daß auch viele Zöllner und Sünder sich mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch setzten, denn es waren viele, die ihm nachfolgten. 16 Und als die Schriftgelehrten und die Pharisäer sahen, daß er mit den Zöllnern und Sündern aß, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum ißt und trinkt er mit den Zöllnern und Sündern? 17 Als Jesus es hörte, sprach er zu ihnen: Nicht die Starken brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße. 18 Und die Jünger des Johannes und die der Pharisäer pflegten zu fasten; und sie kamen zu ihm und fragten: Warum fasten die Jünger des Johannes und der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht? 19 Und Jesus sprach zu ihnen: Können die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. 20 Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen sein wird, und dann, in jenen Tagen, werden sie fasten. 21 Und niemand näht einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid; sonst löst sein neuer Flicken sich ab vom alten, und der Riß wird schlimmer. 22 Und niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche, sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche, und der Wein wird verschüttet und die Schläuche verderben; sondern neuer Wein soll in neue Schläuche gefüllt werden. 23 Und es begab sich, daß er am Sabbat durch die Kornfelder ging. Und seine Jünger fingen an, auf dem Weg die Ähren abzustreifen. 24 Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Sieh doch, warum tun sie am Sabbat, was nicht erlaubt ist? 25 Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Mangel litt und er und seine Gefährten Hunger hatten, 26 wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes hineinging und die Schaubrote aß, die niemand essen darf als nur die Priester, und auch denen davon gab, die bei ihm waren? 27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat wurde um des Menschen willen geschaffen, nicht der Mensch um des Sabbats willen. 28 Also ist der Sohn des Menschen Herr auch über den Sabbat. 3,1 Und er ging wiederum in die Synagoge. Und es war dort ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. 2 Und sie lauerten ihm auf, ob er ihn am Sabbat heilen würde, damit sie ihn verklagen könnten. 3 Und er spricht zu dem Menschen, der die verdorrte Hand hatte: Steh auf und tritt in die Mitte! 4 Und er spricht zu ihnen: Darf man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, das Leben retten oder töten? Sie aber schwiegen. 5 Und indem er sie ringsumher mit Zorn ansah, betrübt wegen der Verstocktheit ihres Herzens, sprach er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und seine Hand wurde wieder gesund wie die andere. 6 Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten sogleich mit den Herodianern Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen könnten.
  • Dieser Abschnitt enthält vier Begebenheiten, in denen Jesus Anstoß bei den Pharisäern und Schriftgelehrten erregt.
  • Wenn man diese Begebenheiten oberflächlich liest, könnte man meinen, dass die Botschaft von Jesus sei, Konventionen aufzulösen und den Menschen in den Mittelpunkt zu nehmen.
  • Um diesen Abschnitt richtig deuten zu können, sind drei Überlegungen notwendig:
    • Gottes Liebe und Gottes Heiligkeit gehen immer zusammen. Seine Liebe löst niemals seine Heiligkeit oder sein Gesetz auf.
      • 16 Und wir haben die Liebe erkannt und geglaubt, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. (1Joh 4,16)
      • 5 Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist. 6 Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. (1Joh 1,5-6)
    • Der Hauptkritikpunkt an den Pharisäern ist nicht, dass sie das Gesetz zu erst nahmen, sondern dass sie die Gnade nicht richtig verstanden.
      • In gewisser Hinsicht nahmen sie das Gesetz nicht ernst genug, denn sie glaubten, dass sie es halten konnten.
      • Wer das Gesetz wirklich ernst nimmt, erkennt, dass er es niemals halten kann und deshalb einen Retter benötigt.
      • Die gute Nachricht von Jesus und seinem stellvertretenden Werk am Kreuz erscheint dann als Gnade.
      • Diese Gnade verändert das Leben völlig und führt zu einem Gehorsam, der von Freude an Gott und Liebe zu Gott angetrieben ist.
  • Die Juden zur Zeit Jesu hatten ihre Tradition zu einem Götzen gemacht, der das wahre Wesen des gnädigen Gottes verdunkelte.
    • In gewisser Hinsicht geht Jesus so wie die Propheten des Alten Testaments gegen die Götzen seiner Zeit an.
  • Worin zeigt sich wahre Gnade?
    • Sie erkennt, dass wir alle geistlich krank sind und einen Arzt benötigen, und alle Sünder sind, die Buße tun müssen (Vers 17).
    • Sie ist nicht geprägt von Ritualen, die Gott beeindrucken sollen, sondern von einer lebendigen Beziehung zum Bräutigam (Verse 19 und 20).
    • Sie verfolgt nicht starr Gesetze und Regeln, sondern versteht den geistlichen Sinn hinter den Gesetzen (Verse 27,28 sowie 3,4).
  • Jemand, der nur äußerlich religiös ist, hat oft Schwierigkeiten das wahre Wesen der Gnade und des Gottes der Bibel zu verstehen (Vers 3,5).
  • Am Ende verfolgt er sogar den Retter, weil er glaubt, keinen Retter zu benötigen, und oft auch die Menschen, die wirklich zu diesem Retter gehören (Vers 3,6).
Anwendung
  • Gesetzlichkeit ist eine beständige Neigung des Menschen, weswegen wir es immer wieder benötigen, das Evangelium zu hören und zu verstehen.
    • Es lohnt sich, in der Kirchengeschichte zu lesen und dadurch ein besseres Verständnis für die Versuchung und Gefahren der Gesetzlichkeit zu erlangen (z.B. Sinclair Ferguson - The Whole Christ).
  • Wir dürfen von Jesus die Offenheit für Sünder lernen und die Bereitschaft, sich ihnen zu nahen, um ihnen das Evangelium zu bringen.
    • Das ist kein Widerspruch zu Psalm 1, denn es geht Jesus ausdrücklich um die Verkündigung der Gnade Gottes.
  • Fasten sollte kein religiöser Selbstzweck sein, sondern zum bewussten Ausrichten auf den Bräutigam dienen.
  • Der Sabbat als jüdisches Fest ist im Neuen Testament aufgehoben.
    • 16 So laßt euch von niemand richten wegen Speise oder Trank, oder wegen bestimmter Feiertage oder Neumondfeste oder Sabbate, 17 die doch nur ein Schatten der Dinge sind, die kommen sollen, wovon aber der Christus das Wesen hat. (Kol 2,16-17)
  • Dennoch ist es ratsam und eine segensreiche Praxis der Kirchengeschichte, einen Tag in der Woche zu widmen, um
    • Gott in der Gemeinschaft mit anderen anzubeten,
    • sich auszuruhen,
    • und gute Werke zu tun (z.B. Besuchsdienste).