Das Büchlein
Werktagsgottesdienst vom 9. April 2020 |
Offenbarung 10,1-11 - Das Büchlein |
1 Und ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herabsteigen, bekleidet mit einer Wolke, und ein Regenbogen war auf seinem Haupt; und sein Angesicht war wie die Sonne und seine Füße wie Feuersäulen. 2 Und er hielt in seiner Hand ein offenes Büchlein; und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde, 3 und er rief mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt. Und als er gerufen hatte, ließen die sieben Donner ihre Stimmen vernehmen. 4 Und als die sieben Donner ihre Stimmen hatten vernehmen lassen, wollte ich schreiben; da hörte ich eine Stimme aus dem Himmel, die zu mir sprach: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe diese Dinge nicht auf! 5 Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf der Erde stehen sah, erhob seine Hand zum Himmel 6 und schwor bei dem, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was darin ist, und die Erde und was darauf ist, und das Meer und was darin ist: Es wird keine Zeit mehr sein; 7 sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er in die Posaune stoßen wird, soll das Geheimnis Gottes vollendet werden, wie er es seinen Knechten, den Propheten, als Heilsbotschaft verkündet hat. 8 Und die Stimme, die ich aus dem Himmel gehört hatte, redete nochmals mit mir und sprach: Geh hin, nimm das offene Büchlein in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht! 9 Und ich ging zu dem Engel und sprach zu ihm: Gib mir das Büchlein! Und er sprach zu mir: Nimm es und iß es auf; und es wird dir Bitterkeit im Bauch verursachen, in deinem Mund aber wird es süß sein wie Honig. 10 Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf; und es war in meinem Mund süß wie Honig. Als ich es aber aufgegessen hatte, wurde es mir bitter im Bauch. 11 Und er sprach zu mir: Du sollst nochmals weissagen über viele Völker und Nationen und Sprachen und Könige!
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Genauso wie es ein Zwischenstück zwischen dem sechsten und dem siebten Siegel gab, so gibt es auch ein Zwischenstück zwischen der sechsten und siebten Posaune.
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In dieser Vision wird Johannes erneut ausgesandt, weiszusagen.
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Er soll über das ausharrende Zeugnis der Christen weissagen, welches ihnen Leid bringt.
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Außerdem soll er über das Schicksal derer weissagen, die sich ihrem Zeugnis feindlich widersetzen.
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In gewisser Hinsicht wird an dieser Stelle die zweite Hälfte des Buches Offenbarung eingeleitet.
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Genauso wie Kapitel 7 zeigt, dass Christen versiegelt sind gegen den geistlich zerstörerischen Schaden der sechs Posaunen, so zeigt Kapitel 11,1-13, dass sie versiegelt sind, sodass sie treu das Evangelium bezeugen können.
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Die theologische Grundlage des Urteils über die Gottlosen ist, dass sie die Gläubigen verfolgt haben.
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Gott wird die Geschichte zum Ende bringen, wenn die Zahl der leidenden Gläubigen erfüllt ist und die Unbußfertigkeit der Gottlosen ihren Höhepunkt erreicht hat.
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Johannes sieht hier wieder eine starken Engel wie in 5,2 (Vers 1).
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Die Offenbarung dieses Engels wird ähnlich sein.
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Dies ist kein gewöhnlicher Engel, sondern hat göttliche Eigenschaften, die in den Offenbarung nur Gott oder Christus hat.
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Im Alten Testament kommt Gott allein in einer Wolke oder der Sohn des Menschen (Dan 7,13; vgl. Offb 1,7).
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Es handelt sich hier wahrscheinlich um den Engel des Herrn aus dem Alten Testament.
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Dieser Engel hat einen Regenbogen auf seinem Haupt, wie die Erscheinung Gottes in Hes 1,26-28.
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Genauso wie in Hesekiel hat das himmlische Wesen ein Buch und das Buch wird vom Propheten gegessen.
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Der Regenbogen ist auch um den Thron Gottes herum (Offb 4,3).
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Sein Angesicht ist wie Sonne, genauso wie Christus in Offb 1,16 und wie er in der Verklärung beschrieben wird (Mt 17,2).
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Die Füße wie Feuersäulen entsprechen den Füßen wie schimmerndes Erz, als glühten sie im Ofen (Offb 1,15).
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Die Feuersäulen erinnern an die Gegenwart des Herrn mit Israel in der Wüste, wo er in einer Wolke und einer Feuersäule erschien, um sie zu schützen und zu leiten.
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20 So zogen sie aus von Sukkot und lagerten sich in Etam, am Rand der Wüste. 21 Und der HERR zog vor ihnen her, am Tag in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie bei Tag und bei Nacht ziehen konnten. 22 Die Wolkensäule wich nie von dem Volk bei Tag noch die Feuersäule bei Nacht. (2Mo 13,20-22)
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Am Berg Sinai stieg Gott in einer dichten Wolke und im Feuer herab, was von Donnern und einem sehr lauten Schall von Schopharhörnern angekündigt wurde.
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Der Punkt ist, dass genauso wie Gottes Gegenwart Israel in der Wüste beschützt hat, so beschützt seine Gegenwart das neue Israel in der Wüste der Welt.
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Christus hat ein Büchlein in seiner Hand, das offen ist (Vers 2).
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Dieses Büchlein bezieht sich wahrscheinlich auf die Inhalte von Kapitel 11-16.
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Es ist vergleichbar mit dem Buch, das das Lamm in Kapitel 5 öffnen soll.
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In Kapitel 5 war das Buch ein symbolischer Ausdruck für Gottes Plan des Urteils und des Heils, der durch den Tod und die Auferstehung Christi eingeführt wurde.
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Das Buch kann auch als ein Erbe verstanden werden.
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Gott hatte Adam verheißen, dass er über die Welt herrschen würde.
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Adam hatte diese Verheißung verwirkt, aber Christus, der letzte Adam, hat sie ererbt.
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Indem Christus das Buch bekommt, empfängt er Vollmacht, den Plan seines Vaters auszuführen.
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Christus hat nun Herrschaft über das Meer und über das Land, was dadurch ausgedrückt wird, dass er einen Fuß auf beiden hat.
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Das ist die Grundlage für seinen Auftrag an Johannes, über viele Völker, Nationen, Sprachen und Könige zu weissagen (Vers 11).
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Der Engel ruft mit lauter Stimme, wie ein Löwe brüllt, was ihn wiederum mit Christus identifiziert (Offb 5,5).
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Die sieben Donnerstimmen stehen entweder in Verbindung mit einem der lebendigen Wesen (Offb 6,1) oder mit dem ganzen himmlischen Heer (Offb 19,6).
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6 Und ich hörte etwas wie die Stimme einer großen Volksmenge und wie das Rauschen vieler Wasser und wie der Schall starker Donner, die sprachen: Hallelujah! Denn der Herr, Gott, der Allmächtige, hat die Königsherrschaft angetreten! (Offb 19,6)
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Johannes soll die Gerichte der sieben Donner nicht aufschreiben, weil sie wahrscheinlich eine Wiederholung der bisherigen Gerichte gewesen wären (Vers 4).
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Christus schwört nun bei dem, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit (Vers 6).
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Diese Handlung spiegelt die prophetischen Worte an Mose in 5. Mose 32,40-43 wider, wo Gott schwört, dass er die Gottlosen richten wird.
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40 Denn ich hebe meine Hand zum Himmel empor und sage: So wahr ich ewig lebe! 41 Wenn ich mein blitzendes Schwert geschärft habe und meine Hand zum Gericht greift, so will ich Rache nehmen an meinen Feinden und Vergeltung üben an denen, die mich hassen. 42 Ich will meine Pfeile mit Blut berauschen, und mein Schwert soll Fleisch fressen, mit dem Blut der Erschlagenen und Gefangenen, vom Haupt der Fürsten des Feindes. 43 Jubelt, ihr Heiden, seinem Volk zu! Denn Er wird das Blut seiner Knechte rächen und seinen Feinden vergelten; aber für sein Land und sein Volk wird er Sühnung schaffen! (5Mo 32,40-43)
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Christus schwört, dass es keine Verzögerung mehr geben wird, sondern alles wird erfüllt werden, was Gott geplant hat.
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Das Geheimnis Gottes wird vollendet werden (Vers 7).
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Die Parallele zwischen 10,6b-7 und 6,11 legt nahe, dass das Geheimnis etwas mit dem Ratschluss Gottes zu tun hat, dass die Heiligen leiden müssen.
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Den Heiligen wurde gesagt, dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten. Diese Zeit ist nun vorbei.
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Das Evangelium Christi wurde von Gott im Alten Testament durch die Propheten verkündigt.
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Die letzten Tage, in denen dies geschehen soll, werden im Buch Daniel wiederholt ein Geheimnis genannt (Dan 2,28-45).
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Eine enge Parallele ist Römer 16,25-26:
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25 Dem aber, der euch zu festigen vermag laut meinem Evangelium und der Verkündigung von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung des Geheimnisses, das von ewigen Zeiten her verschwiegen war, 26 das jetzt aber offenbar gemacht worden ist und durch prophetische Schriften auf Befehl des ewigen Gottes bekanntgemacht worden ist bei allen Heiden, um Glaubensgehorsam zu bewirken.
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Das Geheimnis ist das Kreuz.
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Es wird als Geheimnis bezeichnet, weil es das Alte Testament anders erfüllt, als es von den Juden erwartet worden war.
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Johannes soll nun das Büchlein aufnehmen (Vers 8).
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Das steht symbolisch für seine prophetische Berufung.
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Er soll es essen, wobei es süß im Mund aber bitter im Magen ist (Vers 9).
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Der Prophet identifiziert sich vollkommen mit seiner Botschaft.
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Es ist süß, weil es Gottes lebensspendende Worte enthält.
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Es ist bitter wegen seines Zwecks, es verkündigt Gericht und wird zu Rebellion führen.
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Die Bitterkeit bedeutet auch das Kreuz für den Christen, den Weg der Buße und des Leidens.
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Das Büchlein ist der Lebensauftrag des Christen im kleinen Rahmen, der parallel ist zum Buch von Christus im großen Rahmen in Kapitel 5.
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In Vers 11 wird Johannes zum dritten Mal ausgesendet (siehe 1,10-20 und 4,1-2).
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Das Wort „weissagen" bezieht sich nicht nur auf das Vorhersagen zukünftiger Ereignisse, sondern auch das Verkündigen von Gottes Perspektive auf die Dinge der Gegenwart.
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Anwendung
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Wiederum ist der Fokus auf der göttlichen Herrlichkeit Christi.
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Die Gemeinde hat den gleichen Auftrag und die gleiche Vollmacht wie Christus.
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Das Geheimnis Gottes zeigt an, dass das Evangelium und der Charakter der Christen nicht immer verstanden wird.