Auch der religiöse Mensch ist verloren
25. August 2019

Auch der religiöse Mensch ist verloren

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Passage: Römer 2,1-5
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Römer 2,1-5 - Auch der religiöse Mensch ist verloren

1 Darum bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, wer du auch seist, der du richtest! Denn worin du den anderen richtest, verurteilst du dich selbst; denn du, der du richtest, verübst ja dasselbe! 2 Wir wissen aber, daß das Gericht Gottes der Wahrheit entsprechend über die ergeht, welche so etwas verüben. 3 Denkst du etwa, o Mensch, der du die richtest, welche so etwas verüben, und doch das gleiche tust, daß du dem Gericht Gottes entfliehen wirst? 4 Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, und erkennst nicht, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet? 5 Aber aufgrund deiner Verstocktheit und deines unbußfertigen Herzens häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes.
  • Der Römerbrief ist ein Schlüsselbrief des Neuen Testaments, weil er die Lehre von der Rechtfertigung durch Glauben allein aufs genaueste erklärt.
  • Das ist kirchengeschichtlich wichtig, weil diese Lehre immer wieder durch eine Lehre von der Rechtfertigung durch Werke überlagert wurde.
  • Aber auch persönlich ist das wichtig, weil die Rechtfertigung durch Werke die Denkweise zu sein scheint, auf die der Mensch immer wieder zurückfällt.
  • Eine Rechtfertigung durch Werke hat mehrere Denkvoraussetzungen:
    • das Gesetz Gottes ist nicht so schwierig - ich kann es halten
    • ich bin nicht so sündhaft - ich kann gute Werke tun
    • Gott ist nicht so heilig - er wird meine unvollkommenen Werke akzeptieren
  • Dazu kommt noch das Privilegsdenken im religiösen Bereich. Der Gedanke ist: Ich stehe aufgrund irgendeiner äußeren Sache in einer besonderen Beziehung zu Gott. Deshalb wird er mich nicht so hart bestrafen und am Ende in sein ewiges Reich aufnehmen.
  • Genau das war das Denken der Juden der damaligen Zeit und ist das Denken vieler religiös-geprägter Menschen heute.
  • Römer 1 richtet sich an die Menschen, die sich offen von Gott lossagen, Römer 2 an die äußerlich religiösen.
  • Wie war das Denken der Juden, an die Paulus hier schreibt?
    • das Gesetz bezieht sich nur auf äußerliche, schwere Vergehen - solange ich die nicht tue, bin ich mit Gott im Reinen
    • ich kann, mit Gottes Hilfe, Werke tun, die Gott gefallen und seine Gunst verdienen
    • Gott wird am Ende auf meine Werke sehen und mich belohnen oder bestrafen
    • da ich zu Gottes privilegiertem Volk gehöre, kann ich nicht letztendlich verworfen werden
  • Genau dieses Denken begegnete Jesus immer wieder.
    • 39 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater ! Jesus spricht zu ihnen: Wenn  ihr Abrahams Kinder wärt, so würdet ihr Abrahams Werke tun. 40 Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, die ich  von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan. 41 Ihr tut die Werke eures Vaters ! Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren; wir  haben einen Vater: Gott! 42 Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben, denn ich bin  von Gott ausgegangen und gekommen; denn nicht von mir selbst bin ich gekommen, sondern er  hat mich gesandt. 43 Warum versteht ihr meine Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt! 44 Ihr habt den Teufel zum Vater, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun! Der war ein  Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm.  Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater  derselben. (Joh 8,39-44)
  • Dieses Denken der religiösen Menschen findet sich auch heute wieder:
    • Solange ich keine schwere Sünde begehe, bin ich ok. Und wenn ich sie begehe, brauche ich nur Buße tun und irgendeine Wiedergutmachung, dann ist alles wieder vergeben und vergessen.
    • Ich bin kein schlechter Mensch. Ich kann gute Werke tun, an denen Gott Gefallen findet.
    • Gott verdammt nur die wirklich bösen Menschen, wie Adolf Hitler, in die Hölle. Alle anderen kommen in den Himmel, auch wenn sie nicht vollkommen gelebt haben.
    • Durch die Taufe bin ich ja sowieso schon auf Gottes Seite. Eigentlich ist mir dadurch der Eingang in den Himmel garantiert, egal wie ich lebe.
  • Paulus hinterfragt dieses Denken von Grund auf. Jede einzelne Annahme wird im folgenden von ihm widerlegt.
    • das Gesetz Gottes ist so heilig und gut, dass wir es niemals vollkommen halten können
    • wir haben alle so ein böses Herz, dass wir keine Werke tun können, die Gott gefallen
    • Gott ist so heilig, dass er uns hart bestrafen wird, selbst für den kleinsten Ungehorsam
    • Gott gibt überhaupt nichts auf irgendwelche äußere Privilegien, sondern am Ende zählt nur ein vollkommenes Leben guter Werke
  • In den Versen hier macht er deutlich, dass der religiöse Mensch im Grunde die gleichen Sünden begeht wie der nicht religiöse.
  • Die Sünde fängt im Herz an und schon der böse Wunsch nach etwas ist Sünde.
  • Vieles von dem, was der nichtreligiöse Mensch tatsächlich tut, wünscht sich der religiöse insgeheim. Schon dieser Wunsch ist Sünde.
  • Zudem hat der religiöse Mensch noch Sünden, zu denen er besonders neigt. Diese führt Paulus in Römer 1,29-31 auf.
    • Schlechtigkeit, Habsucht, Neid, Streit, Betrug und Tücke, Gerüchte verbreiten, Verleumdung, Übermut, Prahlen, lieblos, unversöhnlich, unbarmherzig.
  • Das heißt, im Grunde genommen ist der religiöse Mensch ein genauso schlimmer Sünder wie der gottlose Mensch.
  • Und das Gericht Gottes wird in Wahrheit über alle Menschen ergehen, die Sünde verüben (Vers 2).
  • Keiner wird diesem Gericht entfliehen (Vers 3).
  • Dass Gott nicht sofort straft und richtet, bedeutet nicht, dass er unser Leben gutheißt, sondern dass er uns eine Chance zur Buße und Umkehr geben will (Vers 4).
  • Wenn wir diese Chance nicht ergreifen, häufen wir durch unsere Sünde jeden Tag noch mehr Zorn auf für den Tag des Zorns und des gerechten Gericht Gottes (Vers 5).
  • Der religiöse Mensch steht genauso unter dem Gericht Gottes wie der nicht religiöse.
  • Wer Christ werden will, muss erkennen, dass er Vergebung braucht nicht nur für seine bösen Werke, sondern auch für seine vermeintlich guten.
  • Nur wer erkennt, dass er absolut verloren ist ohne Christus, wird Christus wirklich als Retter annehmen.