1. Mose 34 – Jakobs Tochter Dina wird vergewaltigt
20. Februar 2022

1. Mose 34 – Jakobs Tochter Dina wird vergewaltigt

Passage: 1. Mose 34
Dienstart:
Predigt vom 20. Februar 2022
 

1. Mose 34 - Jakobs Tochter Dina wird vergewaltigt

1 Dina aber, Leas Tochter, die sie dem Jakob geboren hatte, ging aus, um die Töchter des Landes zu sehen. 2 Als nun Sichem, der Sohn des hewitischen Landesfürsten Hemor, sie sah, nahm er sie und legte sich zu ihr und tat ihr Gewalt an. 3 Und seine Seele hing an Dina, der Tochter Jakobs, und er gewann das Mädchen lieb und redete ihr zu. 4 Und Sichem sprach zu seinem Vater Hemor: Nimm mir dieses Mädchen zur Frau! 5 Jakob aber hatte vernommen, daß man seine Tochter Dina entehrt hatte; weil aber seine Söhne beim Vieh auf dem Feld waren, schwieg er, bis sie kamen. 6 Und Hemor, der Vater Sichems, kam zu Jakob, um mit ihm zu reden. 7 Als aber die Söhne Jakobs dies hörten, kamen sie vom Feld; und die Männer waren schwer beleidigt und sehr entrüstet, daß man eine solche Schandtat an Israel begangen und bei Jakobs Tochter gelegen hatte; denn dies durfte man nicht tun. 8 Hemor aber redete mit ihnen und sprach: Mein Sohn Sichem hängt an eurer Tochter; gebt sie ihm doch zur Frau! 9 Verschwägert euch mit uns; gebt uns eure Töchter und nehmt ihr unsere Töchter! 10 Bleibt bei uns; das Land soll euch offenstehen; siedelt euch an, treibt Handel darin und erwerbt Grundbesitz! 11 Und Sichem sprach zu ihrem Vater und zu ihren Brüdern: Laßt mich Gnade finden vor euren Augen; was ihr von mir fordert, das will ich geben! 12 Ihr könnt von mir noch so viel Heiratsgaben und Geschenke verlangen, ich will es geben, sobald ihr es fordert; gebt mir nur das Mädchen zur Frau! 13 Da antworteten die Söhne Jakobs dem Sichem und seinem Vater Hemor in trügerischer Weise, weil er ihre Schwester Dina entehrt hatte, 14 und sie sprachen zu ihnen: Wir können das nicht tun, daß wir unsere Schwester einem unbeschnittenen Mann geben; denn das wäre eine Schande für uns; 15 nur unter einer Bedingung können wir eurem Wunsch entsprechen, daß ihr nämlich werdet wie wir, indem ihr alles, was männlich ist, beschneiden laßt! 16 Dann wollen wir euch unsere Töchter geben und uns eure Töchter nehmen und mit euch zusammenwohnen und zu einem Volk werden. 17 Wollt ihr aber nicht auf uns hören, daß ihr euch beschneiden laßt, so nehmen wir unsere Tochter und gehen! 18 Ihre Rede gefiel Hemor und seinem Sohn Sichem gut; 19 und der junge Mann zögerte nicht, dies zu tun; denn ihm gefiel die Tochter Jakobs, und er war der Angesehenste vom Haus seines Vaters. 20 Als nun Hemor und sein Sohn Sichem zum Tor ihrer Stadt kamen, redeten sie mit den Bürgern ihrer Stadt und sprachen: 21 Diese Leute meinen es gut mit uns; sie sollen im Land wohnen und darin Handel treiben! Hat doch das Land Raum genug für sie. Wir wollen uns ihre Töchter zu Frauen nehmen und ihnen unsere Töchter geben. 22 Nur das verlangen sie von uns, wenn sie unter uns wohnen und sich mit uns zu einem Volk verschmelzen sollen, daß wir alles, was unter uns männlich ist, beschneiden, gleichwie auch sie beschnitten sind. 23 Ihre Herden und ihre Habe und all ihr Vieh werden dann uns gehören; laßt uns nur ihrem Wunsch entsprechen, damit sie bei uns bleiben! 24 Da hörten alle auf Hemor und seinen Sohn Sichem, die im Tor seiner Stadt aus- und eingingen, und alles, was männlich war, wurde beschnitten, alle, die im Tor seiner Stadt aus- und eingingen. 25 Es geschah aber am dritten Tag, als sie wundkrank waren, da nahmen die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, Dinas Brüder, jeder sein Schwert und drangen überraschend in die Stadt ein und brachten alles Männliche um. 26 Auch Hemor und dessen Sohn Sichem töteten sie mit der Schärfe des Schwertes, und sie holten Dina aus dem Haus Sichems und gingen davon. 27 Die Söhne Jakobs aber kamen über die Erschlagenen und plünderten die Stadt, weil man ihre Schwester entehrt hatte. 28 Ihre Schafe, Rinder und Esel nahmen sie, samt allem, was in der Stadt und auf dem Feld war, 29 dazu ihre ganze Habe; alle ihre Kinder und Frauen nahmen sie gefangen und raubten alles, was in den Häusern war. 30 Jakob aber sprach zu Simeon und Levi: Ihr bringt mich ins Unglück dadurch, daß ihr mich verhaßt macht bei den Einwohnern des Landes, bei den Kanaanitern und Pheresitern, da ich doch nur wenig Leute habe; sie aber werden sich gegen mich sammeln und mich schlagen, und ich werde ausgerottet werden samt meinem Haus! 31 Sie aber antworteten: Soll man denn unsere Schwester wie eine Hure behandeln?
  • Der Abschnitt im 1. Mose erzählt von einigen Ereignissen, die während Jakobs Leben in Kanaan geschahen bevor sein Vater Isaak starb.
  • Isaak selbst taucht nur noch kurz am Ende auf, als er Jakob wieder empfängt und als von seinem Tod und seinem Begräbnis berichtet wird (1Mo 35,27-29).
  • Der Weg Jakobs bis zu der Wiedervereinigung mit seinem Vater ist langsam. Er lebte für einige Zeit in Sichem, was zur unglücklichen Vergewaltigung seiner Tochter Dina führte und zum mörderischen Betrug von Simeon und Levi.
  • Die Vergewaltigung Dinas wird dazu führen, dass Gott Jakob befiehlt, wieder nach Bethel zu geben, wo Jakob dem Herrn früher geschworen hatte, ihn zu seinem Gott zu machen, wenn er ihn sicher ins Haus seines Vaters zurückbringen würde (1Mo 28,21).
  • Aber Jakob verzögerte wieder, zu seinem Vater nach Hebron zu gehen und wohnte beim Herdenturm, was dazu beitrug, die Voraussetzung zu schaffen, dass sein Sohn Ruben Ehebruch beging.
  • In Kapitel 34 wird nun das verstörendste Ereignis im 1. Buch Mose beschrieben, nämlich die Vergewaltigung Dinas und der darauf folgende Mord an den Männern Sichems.
  • Jakob lebte in einem Umfeld, dass den Herrn nicht fürchtete, was sich an dieser Schandtat zeigt.
  • Leider reagiert er mit Passivität auf die Schandtat gegenüber seiner Tochter.
  • Dadurch werden seine Söhne angestachelt, noch drastischere Maßnahme zu ergreifen.

Verse 1-4

  • Die Erzählung beginnt mit einer Erinnerung daran, wer Dina ist.
  • Dina war alt genug, um allein unterwegs zu sein und Zeit mit den jungen Frauen in der Gegend zu verbringen, in der Jakob lebte.
  • Der Mann Sichem wird als der Sohn des wichtigsten Menschen in der Region vorgestellt.
  • Hemor ist ein Hewit, also Teil einer ethnischen Gruppe, die von Hams Sohn Kanaan abstammt (1Mo 10,17).
  • Sichems Vergewaltigung von Dina wird ohne Beschönigung beschrieben: Er nahm er sie und legte sich zu ihr und tat ihr Gewalt an. (Vers 2)
  • Sie wird von ihm als Objekt behandelt. Erst nachher fängt er an, sie als Person zu behandeln. (Vers 3)
  • Der Erzähler verurteilt diese Handlung scharf. (Vers 7)
  • Es gibt mehrere Geschichten von Vergewaltigung und versuchter Vergewaltigung im Alten Testament (Richt 19; 2Sam 13; 1Mo 19).
  • Er verlangt nun von seinem Vater, sie als Ehefrau für sich zu gewinnen.

Vers 5

  • Wir wissen nicht, wie Jakob erfuhr, dass Dina entehrt wurde.
  • Als Leser erwartet man, dass er äußerst wütend wird.
  • Stattdessen tut er nichts, bis seine Söhne vom Feld zurückkamen.
  • Man fragt sich über seine Reaktion. Ist ihm seine Tochter egal oder will er einfach auf einen günstigen Moment warten, um Sichem zur Rechenschaft zu ziehen?

Verse 6-7

  • Hemor reagiert dagegen auf den Wunsch seinen Sohnes sehr schnell und wird bei Jakob vorstellig.
  • Die Söhne Jakobs sind im Gegensatz zu ihrem Vater entsetzt.
  • Sie nennen die Handlung eine Schandtat, die man nicht tun dürfe.
  • Sexuelle Sünde wird im Alten Testament als besonders schwer gesehen, weil sie das Geflecht der Gesellschaft auseinanderreißt.

Verse 8-10

  • Hemor redet mit den Söhnen, weil er merkt, dass sie vor allem zornig waren.
  • Er bekennt jedoch keine Schuld von Seiten seines Sohnes noch bietet er irgendwelche Wiedergutmachung an.
  • Stattdessen appelliert er an ihre Eigeninteresse: Sie könnten sich mit den Hewitern verschwägern, Grundbesitz im Land erwerben und Handel treiben.
  • Ihm war natürlich nicht bewußt, dass Jakobs Familie keine Kanaaniter heiraten durfte.
  • Außerdem hatte Gott ihnen schon das Land verheißen.

Verse 11-12

  • Nun schaltet sich Sichem selbst ein und bietet Heiratsgaben und Geschenke an.

Verse 13-17

  • Mose lehnt sowohl die Vergewaltigung Dinas ab, als auch die Reaktion der Brüder, denn er weist auf ihre trügerische Antwort hin.
  • Ihr Betrug wird in religiöse Sprache gekleidet: Sie können angeblich ihre Schwester keinem unbeschnittenem Mann zur Frau geben.
  • Wenn sich alle Einwohner Sichems beschneiden lassen würden, dann würde Jakobs Familie bei ihnen wohnen und ihre Töchter zu Frauen geben.

Verse 18-19

  • Hemor und Sichem gehen sofort darauf ein und handeln entsprechend.

Verse 20-23

  • Sie kamen zum Tor ihrer Stadt, wo alle wichtigen Angelegenheiten geregelt wurden.
  • Sie betonen die Friedfertigkeit Jakobs und lassen die Vergewaltigung Dinas aus.
  • Sie appellieren an die Gier der Männer: Sie könnten Anteil an Jakobs Besitzt erlangen, wenn sie auf seine Forderungen eingehen.

Verse 24-26

  • Alle erwachsenen Männer ließen sich beschneiden.
  • Zwei Tage später, als sie noch Schmerzen hatten, griffen Simeon und Levi an.
  • Sie waren wie Dina Kinder von Lea und hatten deshalb ein besonderes Motiv für Rache.
  • Sie brachten alles Männliche in der Stadt um.
  • Dina war zu dem Zeitpunkt schon in Hemors Haus.
  • Sie wurde von ihnen gefangen gehalten und die Ehe sollte erpresst werden.

Verse 27-29

  • Dann plünderten die Söhne Jakobs noch die Stadt.
  • Sie nahmen nicht nur das Vieh mit, sondern allen Besitz. Sogar die Frauen und Kinder.

Verse 30-31

  • Jakob rügt seine Söhne Simeon und Levi, erwähnt Dina aber gar nicht.
  • Stattdessen ist er besorgt, dass sich die Kanaaniter und Pheresiter nun gegen ihn verbünden.
  • Im Gegenzug klagen die Söhne ihren Vater durch eine rhetorische Frage an: Soll man denn unsere Schwester wie eine Hure behandeln?
  • Jakob hatte sich als Vater überhaupt nicht für seine Tochter eingesetzt.
  • Sie nennen sie nicht seine Tochter, sondern ihre Schwester.
  • Dadurch wird der Riß, der in Jakobs Familie wächst, ausgedrückt.

Anwendung

  • Die Erzählung zeigt, wie Frauen in einer gottlosen Welt als Objekte behandelt werden.
  • Sie offenbart auch ein trauriges Versagen des Vaters.
  • Außerdem handeln die Söhne in gottloser Rache und  fördern damit den Kreislauf der Gewalt.
  • Auch sie behandeln die Frauen und Kinder als Besitz.
  • Heiligung bringt das Evangelium, denn Jesus starb in Liebe für seine Braut, die Gemeinde, um sie aus ihre Schande zu retten.
  • Die Gemeinde ist nun ein Ort, wo wirklich Heilung für Sünde und Sünder geschehen kann.